Typische Auftrittsorte für Chöre beinhalten für gewöhnlich eine ganze Reihe von Kirchen, Festsälen, Märkte und prinzipiell Bühnen.
Doch Anfang Oktober ließ sich Ephata bereits zum zweiten Mal auf einen außergewöhnlichen Auftritt ein: In der Justizvollzugsanstalt der Stadt Mannheim gestaltete der Chor am 8. Oktober einen vielseitigen Gottesdienst, der erneut vom Gemeindereferenten Herrn Eisermann und der inzwischen pensionierten Gefängnisärztin Frau Dr. Kilian initiiert und begleitet worden ist. Eine schöne Besonderheit: Nachdem zuletzt nur Volljährige mit zu dem Auftritt in der JVA kommen konnten, war es bei der Wiederholung zwei Jahre später auch minderjährigen Chormitgliedern erlaubt, an der musikalischen Gestaltung des Sonntagsgottesdienstes teilzuhaben. Auch die ehrenamtlichen Musiker – Markus Niebler, Alexander Rothmund und Frank Willi Schmidt – begleiteten den Chor nach Mannheim. „Es war ein ganz besonderes Gefühl, dort aufzutreten. Nachdem man zunächst durch diese engen Schleusen läuft, man selbst und auch das gesamte Gepäck penibel kontrolliert wird, steht man plötzlich in dieser wunderschönen Kirche“, erinnert sich Chorleiterin Maria Karb.
„Wir haben schon vorab bei der Programmerstellung versucht, alle uns möglichen Sprachen einzubauen, unter anderem auch um möglichst viele der Ethnien der Insassen anzusprechen. Wenn wir dann während und nach dem Auftritt in die Augen der Anwesenden sahen, sprachen aus ihren Gesichtern die puren Emotionen.“ Verständlich, denn für die 50 anwesenden inhaftierten Männer hat die Kirche der JVA eine ganz besondere Bedeutung: Da es der einzige Raum auf dem gesamten Gelände ist, der keine vergitterten Fenster hat, finden dort nicht nur religiöse Menschen regelmäßig Ruhe und Zuflucht. Diese ganz besondere Umgebung lässt die 35 Sängerinnen und Sänger nicht kalt, sie versuchen „es mit in den Gesang aufzunehmen“.
Auch nach dem Auftritt und den anschließenden Gesprächen bei Kaffee und Kuchen waren die Chormitglieder von der Begegnung beeindruckt, gerührt. Vor allem die Unterhaltungen geben den Musikern noch tiefere Einblicke in den Alltag der Gefängnisinsassen. Sie erzählen von ihrer Arbeit, ihren Gehältern (die nicht einmal bis zu 4 Euro betragen und zwecks Ansparen nur zu 70% ausgezahlt werden), teilweise auch von ihrer Gefühlswelt. Nach dem „Warum“ fragt niemand, dafür ist an diesem außergewöhnlichen Sonntag kein Platz: „Man spürt einfach, wie viel der Aufritt allen Beteiligten, auf und vor der Bühne gleichermaßen, bedeutet. Das lässt niemanden kalt“, lächelt Maria Karb.
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(Foto: Auch 2015 war der Chor Ephata bei dem Besuch der JVA zahlreich vertreten.)